Neue Arbeitszeitmodelle – Interview mit Deborah Allen
15. November 2022 / Oase Gruppe / Allgemein
Wie im vorangegangenen Artikel erläutert, ist es für moderne und zukunftsorientierte Organisationen im Pflegebereich von grosser Wichtigkeit, die eigene Attraktivität und die der Pflegeberufe zu steigern. Nur so ist es heutzutage möglich, gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende zu finden und die Qualität der Pflegedienstleistungen zu gewährleisten.
In der Oase Gruppe hat sich der Qualitätszirkel “Neue Arbeitszeitmodelle” mit diesem Thema befasst und verschiedene Lösungsansätze für die Oase erarbeitet. Diese wurden in der Oase Churwalden pilotiert und sind nun integraler Bestandteil des Angebotes für Mitarbeitende – und dies mit grossem Erfolg. Doch lesen Sie mehr im Interview mit Deborah Allen.
Was ist ein Qualitätszirkel?
Ein Qualitätszirkel ist eine Gruppe von Mitarbeitenden, deren Ziel es ist, Probleme zu lösen, kreative Ideen einzubringen und die Qualität unserer Standorte kontinuierlich zu optimieren. Die Besonderheit liegt darin, dass mit Qualitätszirkeln in erster Linie persönliche Ressourcen und Kompetenzen der Mitarbeitenden für die Qualitätsentwicklung einsetzt werden. Das dies super funktionieren kann, haben die Qualitäts- bzw. Problemlösungszirkel der Oase Mitarbeitenden schon mehrfach bewiesen.
Wie läuft ein Qualitätszirkel ab?
Qualitätszirkel sind feste Arbeitsgruppen, in denen sich Mitarbeitende in festgelegten Abständen treffen. Dabei werden die Gruppen aufgrund der gemeinsamen Erfahrungshintergrunde gebildet und die Teilnahme ist immer freiwillig. Bei den Treffen behandelt die Gruppe jeweils bestimmte arbeitsrelevante Aspekte und arbeitet an Lösungen dazu.
Warum wurde der Zirkel «Neue Arbeitszeitmodelle» gebildet?
Um für qualifizierte Mitarbeitende attraktiv zu bleiben, reichen ein marktgerechtes Gehalt, gute Sozialleistungen sowie attraktive Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten heutzutage nicht mehr aus. Als moderne Arbeitgeberin muss man sich mehr einfallen lassen, besonders auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels aber auch der veränderten Bedürfnisse und Wünsche von Arbeitskräften. Das Rezept: Mit der Zeit gehen und schon heute auf die Arbeitsmodelle der Zukunft setzen. Dabei gilt es zu beachten, dass in der heutigen Zeit Flexibilität von enormer Bedeutung ist, sowohl für Arbeitnehmende als auch für Arbeitgebende. In unserer schnelllebigen Zeit sorgen vor allem flexible Arbeitsmodelle dafür, dass genügend motivierte und qualifizierte Mitarbeitende gewonnen und auch langfristig behalten werden können. So können den Mitarbeitenden entsprechende Rahmenbedingungen geboten werden, um einerseits im Beruf zu bleiben und sich weiterentwickeln zu können. Gleichzeitig wird so auch der Raum geschaffen, um sich familiären Aufgaben zu widmen. Mit flexiblen Arbeitsbedingungen und Arbeitszeitmodellen ermöglichen wir es zudem sowohl Müttern als auch Vätern, ihren Beruf und ihre Familie unter einen Hut zu bringen.
Um herauszufinden und herauszuarbeiten, wie diese Arbeitszeitmodelle für die Oase Mitarbeitenden genau aussehen müssten, haben wir den Qualitätszirkel “Neue Arbeitszeitmodelle” gebildet.
Was hat der Qualitätszirkel erarbeitet?
Der Qualitätszirkel hat Lösungsvorschläge aus zwei Richtungen erarbeitet. Einerseits wurden die Mitarbeitenden befragt und andererseits wurden die Inputs aus dem Zirkel direkt aufgenommen. Eben diese zwei Ansätze waren wichtige Erfolgsfaktoren, denn obschon bereits im Vorfeld bekannt war, dass die Arbeitszeiten in der Pflege ein Problem sind, konnten durch die verschiedenen Feedbacks weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden. Daraus konnte dann ein Pilotprojekt erarbeitet und gestartet werden, wobei die angewandten Modelle bei den Mitarbeitenden der Oase Churwalden auf grossen Anklang gestossen sind. Das sind zwei wichtige Erfolgsfaktoren, wenn man etwas verbessern will. Denn natürlich haben wir auch schon vorher gewusst, dass die Arbeitszeiten in der Pflege ein Problem sind.
Wie sehen die neu erarbeiteten flexiblen Arbeitsmodelle aus?
- Unsere Pflegewohngruppe verfügt neu über einen Do-It-Yourself-Dienstplan. Dies bedeutet, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeiten selbst eingeben und somit wählen können, welche Schichten sie übernehmen möchten. Dies hat sowohl beim Tag- als auch beim Nachtdienst zu positiven Erfahrungen geführt.
- Unser Pflegeteam forderte zudem eine Reduzierung der Wochenenddienste. Wir boten ihnen deshalb ein neues 12-Stunden-Schichtmodell an. Dieses beinhaltet für die Mitarbeitenden eine 12-Stunden-Schicht an einem Tag am Wochenende und garantiert zugleich einen freien darauffolgenden Tag. Einige Mitarbeitende haben das Modell nach der Probephase beibehalten, andere sind danach beim alten Modell geblieben.
- Mit den sogenannten Uniflex-Arbeitsmodellen konnten wir seit dem Pilotversuch mehr als 6 neue Mitarbeitende in allen Arbeitsbereichen rekrutieren. Wir haben zudem auch führende Positionen mit einem Jobsharing-Modell besetzen können. Anstatt zwei hochqualifizierte Mitarbeitende zu verlieren, teilen diese sich nun eine Führungsposition in der Gastronomie.
- Auch mit unseren “Pensionierten-Verträgen” haben wir ebenfalls gute Erfolge erzielen. Im Sommer konnten wir mit zwei pensionierten Pflegefachkräften Engpässe abdecken. Dabei sind ältere Mitarbeitende aufgrund ihres Know-hows und ihrer Erfahrung wertvolle Teampartner. Deshalb bieten wir auch dieser Zielgruppe flexible Arbeitsmodelle an.